In den Sozialen Medien hat Alexander Meyer sein Profilbild mittlerweile verändert, eine schwarz-gelbe Trainingskluft trägt er auf dem neuen Foto, über dem Herzen verziert das BVB-Logo sein T-Shirt. Meyer, 31 Jahre alt, eigentlich ein Arbeiter in den Niederungen des deutschen Profi-Fußballs, verdient sein Geld plötzlich beim zweitwichtigsten Verein in Deutschland.
Vor einigen Wochen, als der Torhüter gerade mit seinem Auto über die Landstraße brummte, konnte er zunächst selbst noch nicht glauben, dass sich Borussia Dortmund um ihn bemühte. Sein Berater verkündete die Nachricht am Telefon, der Empfang rauschte in der ländlichen Region, Meyer glaubte, er habe sich verhört. Deswegen folgte ein weiteres Telefonat, die Nachricht blieb dieselbe.
BVB suchte eine neue Nummer zwei - und fand Alexander Meyer
Dortmund suchte einen neuen Mann hinter Gregor Kobel, weil sich Roman Bürki und Marwin Hitz eine neue Herausforderung gesucht hatten. Und Meyer entschied sich dafür, seinen Stammplatz in der Zweiten Liga bei Jahn Regensburg aufzugeben, um in Zukunft die Champions-League-Hymne hören zu können - wenn auch aller Vorausicht nach nur auf der Bank.
Damit reiht sich der in Schleswig-Holstein geborene Fußballer in eine Reihe mit anderen Torhütern ein, die sich ganz bewusst dafür entschieden haben, auf Einsatzzeit zu verzichten, um in Sphären zu gelangen, in die sie ansonsten nicht vorstoßen könnten. Stefan Ortega etwa wechselt von Arminia Bielefeld zu Manchester City und wird dort wohl kaum den Stammtorhüter Ederson verdrängen, dafür gehört er nun zu einer der besten Mannschaften der Welt. Schon 2015 entschied sich Sven Ulreich, dem VfB Stuttgart den Rücken zuzukehren, um sich dem FC Bayern anzuschließen. Dort vertritt er noch heute, unterbrochen von einem kurzen Ausflug zum Hamburger SV (von 2020 bis 2021), Manuel Neuer, wenn sich dieser verletzt.
In Dortmund wird Alexander Meyer nicht an Gregor Kobel vorbeikommen, der auch unter Trainer Edin Terzic die Nummer eins bleiben wird. Kobel wechselte im vergangenen Sommer vom VfB Stuttgart zum BVB und veränderte die Torhüterhierarchie. Der Schweizer zählte zu den Gewinnern einer ansonsten trüben Spielzeit. Meyer muss sich daher in einer neuen Rolle zurechtfinden. In der Zweiten Liga versuchte dieser, in drei Jahren in 101 Pflichtspielen Gegentore zu verhindern. Jetzt werden es deutlich weniger Einsätze werden. „Alexander Meyer hat uns sowohl sportlich als auch menschlich überzeugt. Er war in den vergangenen Jahren zweifellos einer der stärksten Torhüter der 2. Bundesliga“, sagte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl nach der Verpflichtung.
BVB-Torhüter Alexander Meyer schwärmt vom Dortmunder Stadion
Am vergangenen Mittwoch, viele Tage nach dem Telefonat mit seinem Berater, durfte Alexander Meyer schließlich beim öffentlichen Training zum ersten Mal die Dortmunder Fans erleben, die ein Grund für seinen Wechsel waren. „Das Stadion, die Kulisse, die Sudtribüne, darauf freue ich mich“, sagte Meyer nach der Einheit. „Es gibt nicht viele Vereine, die so eine Strahlkraft besitzen.“ Deswegen habe er sich schnell für einen Wechsel entschieden, so Meyer. „Ich wollte zurück in die Bundesliga, in der ich schon mit dem VfB Stuttgart kurz gespielt habe. Und die Gespräche mit den Dortmundern waren sehr, sehr positiv.“ Deswegen sei er bereit gewesen, seinen Stammplatz in Regensburg hinter sich zu lassen.
Es bleibt jetzt abzuwarten, wann Alexander Meyer in den Sozialen Medien ein Bild veröffentlichen kann, das ihn in einem Pflichtspiel des BVB auf dem Rasen zeigt.